Historie
TSV Münchingen 1925 e.V.
Turnen und Fußball
in Münchingen - die Anfänge
Wie
in vielen Gemeinden damals, gründete sich auch in
Münchingen der TSV aus einem Turnverein heraus.
Die erste Gründung eines Turnvereins in Münchingen
hatte keine Überlebenschance – zu stark war noch der
Einfluss der Landwirte in der konservativ geprägten
Gemeinde. Auch der zweite Versuch im Jahre 1908
schlug fehl. Erst 1914 war die Zeit reif, dass ein
dritter Versuch mit Erfolg gestartet werden konnte.
Es gab damals weder Turnplätze- noch Turnhallen. Die
Turner mussten ihren Sport im Freien ausüben. Wiesen
und Scheunen gehörten den Landwirten, die den
Arbeiter-Turnern nur ungern aushalfen. Erst der
Fußball ließ die Gegensätze so nach und nach
schwinden.
Das
Interesse der Jugend am „Bolzen" war größer als die
politische Gesinnung.
Der
1. Weltkrieg setzte auch dem Turnverein schwer zu. Er
blieb aber bestehen und erlebte nach Kriegsende 1919
einen großen Aufschwung. Die Zeiten hatten sich
geändert. Das Deutsche Reich war untergegangen. Die
früheren Gegner im Reich fühlten sich jetzt als
Sieger.
Schon
1920 konnte Fahnenweihe gefeiert werden. Der neue
Verein zählte 40 aktive und 50 passive Mitglieder. Er
nannte sich Arbeiter-Turnerbund Münchingen und schloss
sich auf Verbandsebene dem Arbeiter- Turn- und
Sportbund an. Dieser profitierte von der politischen
Unterstützung der Weimarer Republik. Dagegen trug die
Deutsche Turnerschaft schwer an der Niederlage und
machte hauptsächlich die Roten verantwortlich. Der
Konflikt war damit vorgegeben. Der Arbeiter-Turnerbund
war für die konservativ und kirchlich gesinnte
Mehrheit der Münchinger Bevölkerung kein Verein, der
den Ort im Sport allein vertreten sollte.
So
kam es nicht von ungefähr, dass die Initiative zur
Gründung eines neuen bürgerlichen Vereins von
Freizeitfußballern aus allen Schichten ausging. Sie
spielten seit Jahren am Birkengraben Fußball und
wünschten sich endlich einen eigenen Verein, um an
Wettspielen anderer Mannschaften teilnehmen zu können.
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Unterschriften wurden dem Gründungsausschuss
vorgelegt. Am 22. Juni 1925 war es dann so weit: Im
„Adler" wurde der „Turn- und Sportverein Münchingen"
gegründet. Von Anfang an ging der TSV einen eigenen
Weg und hielt sich konsequent aus der Politik heraus.
Der Arbeiter-Turnerbund dagegen geriet in
Streitigkeiten, die 1931 zur Spaltung führten.
Auch
der Sport wird gleichgeschaltet
Nach
der Demontage des verfassungsmäßigen Gefüges begann
auch die Gleichschaltung aller Organisationen und
Interessengruppen, die in irgendeiner Form politischen
Einfluss ausüben konnten. Das gesamte öffentliche
Leben wurde zentralisiert. Parteiorganische
Berufsverbände und organisierte Gruppen mussten sich
der Führung der NSDAP unterstellen und Hitler ihre
künftige Gefolgstreue anbieten.
Gewerkschaften
wurden aufgelöst und in eine sogenannte Deutsche
Arbeitsfront (DAF), eine Art Ersatzgewerkschaft für
alle Arbeitnehmer umgewandelt. Statt Vereinstätigkeit
bot man den Bürgern fertige Freizeitprogramme im
Rahmen der KdF (Kraft durch Freude) Organisationen an.
Der
Nationalsozialismus zerschlug alle Formen der
bisherigen Körper- und Bewegungskultur und
missbrauchte sie in neuer Form zur Gleichschaltung der
Körper. Er forderte ein Programm, bei dem das ganze
Volk eingebunden wurde. Im Sport sollte nicht die
Individualität und Solidarität, sondern die
Gleichförmigkeit der Masse zum Ausdruck kommen.
Körperideal waren „der kräftige Arbeitsmann" und „das
stramme Sportsmädel".
Sport
nach 1945
Mit
der Übernahme der vollziehenden Gewalt durch die
amerikanische Militärregierung im württembergischen
Raum trat 1945 ein Verbot aller Vereine in Kraft. Ein
geselliges Leben unter Einbeziehung des Vereinswesens
war dadurch für einige Zeit stark eingeschränkt.
Auf
Vorschlag des von den Amerikanern eingesetzten
Bürgermeisters und einiger seiner Beiräte wurde zur
besseren Kontrolle des Vereinswesens Ende 1945 die
„Sport- und Kulturvereinigung Münchingen" gegründet,
in der neben dem Liederkranz und dem Musikverein auch
der TSV angehörte. Die Veranstaltungen wurden
pflichtgemäß monatlich an die Militärregierung zur
Genehmigung gemeldet.
1948
wurde der TSV dann wieder selbständig, nach mehreren
Querelen mit den anderen, oft andersgesinnten
Vereinsmitgliedern.
Nach
Kriegsende waren viele Flüchtlinge in den TSV
eingetreten und verstärkten vor allem die
Fußballabteilung. Gründe für diesen allgemeinen
Aufschwung sind in der zunehmenden Freizeit und in
einer Veränderung des Körpergefühls zu suchen. Auch
die zunehmende Etablierung einer eigenen Lebensphase
„Jugend" sowie die Notwenigkeit eines Ausgleichs- und
Aufbausports trugen zu dieser Entwicklung bei.
Sportplätze
Nach
Kriegsende verdoppelten sich die Mitgliederzahlen des
TSV innerhalb zweier Jahre auf 160. Der Sportplatz auf
dem Siebenmorgen reichte nicht mehr aus. Der Platz war
viel zu kurz und viel zu schmal. Außerdem behinderte
er die Erweiterung des Schulgebäudes und störte wegen
seiner Nähe zum Friedhof die Beerdigungen, die damals
auch am Sonntag stattfanden.
1951
konnte ein neuer Sportplatz in Eigenleistung auf den
von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Wiesen im
Netzbrunnen erstellt werden, der den damaligen
Ansprüchen genügte. Schon ein Jahr später konnte der
TSV am Rande dieses Sportplatzes sein Vereinsheim in
Betrieb nehmen, das ebenfalls in Eigenleistung gebaut
worden war. Das Vereinsheim selbst wurde seit dieser
Zeit mehrmals erweitert und umgebaut. Seit mehreren
Jahrzehnten ist es ein Restaurant
mit hervorragender „schwäbischer Küche“ und
bietet zudem im großen Saal Platz für kleine bis
mittelgroße Veranstaltungen.
In
den 60er Jahren waren die Sportanlagen in Münchingen
für die immer größere Zahl von Leichtathleten nicht
mehr ausreichend. Die Gemeinde griff den Wunsch des
TSV auf und begann mit der Errichtung eines Sport- und
Freizeitzentrums im Netzbrunnen in Zusammenarbeit mit
den Sportorganisationen. So konnten 1970 als erstes
die leichtathletischen Anlagen eingeweiht werden. Ein
Jahr später folgte die Platzeinweihung des neuen
Spielfeldes mit einem Fußball-Freundschaftsspiel gegen
den Deutschen Meister Borussia Mönchengladbach vor
5000 Zuschauern.
1976
konnte das Hallenbad eingeweiht werden und 1978
schließlich als Abrundung des gesamten Sport- und
Freizeitgeländes die Sporthalle.
Eine
weitere Aufwertung des Stadions wurde 1986
vorgenommen, als die 400 m –Aschenbahn durch eine
Tartan-Kunststoffbahn ersetzt wurde.
Der
starke Bevölkerungszuwachs und die sehr gute
Fußball-Jugendarbeit führte dazu, dass die
Fußball-Abteilung stetig wuchs. Zudem war der TSV
Münchingen einer der ersten Vereine im Bezirk, der
Frauenfußball anbot. Dies waren die Gründe, dass die
Fußball-Abteilung den Wunsch eines Kunstrasenplatzes
an die Stadtverwaltung herantrug.
Im
Oktober 2004 war es soweit, unweit des
bestehenden Sportgeländes wurde ein neues
Sportgelände mit einem Kunstrasenplatz eingeweiht.
Damit nicht genug, denn die zum Gelände gehörenden
Gärtnereigebäude und ein neues
Umkleidegebäude wurden in ca. 5000 Stunden in
Eigenleistung um- bzw. neu gebaut (Fertigstellung
September 2005).
Ein
Beachfeld, das ebenfalls in Eigenleistung von der
Volleyball-Abteilung erstellt wurde, rundet die neue
schmucke Anlage ab.
Der
TSV Münchingen kann somit auf 2 Rasenplätzen und 1
Kunstrasenplatz seinen Sport ausüben.
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